Dr. Thomas Sycha, Universitätsprofessor, Facharzt für Neurologie

Hintergundinformationen

Botulinumtoxin ist ein biologisches Gift, das von Bakterien (Clostridium botulinum) produziert wird. Das Bakterium kommt so wie auch der Tetanuserreger überall (Boden, Erde…) vor, kann sich aber nur unter Luftabschluss (anaeroben Bedingungen wie z.B. in Lebensmittelkonserven) vermehren und das Gift bilden.

1817 und 1822 beschrieb der deutsche Landarzt Dr. Justinus Kerner als erster ausführlich das Krankheitsbild des Botulismus, einer durch verdorbene Wurstwaren hervorgerufenen Lebensmittelvergiftung. Er erforschte die Wirkung des Gifts auf den Menschen und war sich rasch über die mögliche medizinische Anwendung des Toxins bewusst. Kerner schlug damal schon die Anwendung des „Fettgiftes“ in sehr kleinen Dosen bei Bewegungsstörungen mit Überbewegungen vor.

1897 wurde das Botulinumtoxin produzierende Bakterium vom belgischen Arzt Prof. van Ermengen entdeckt. Er nannte es „Bacillus botulinus“ und prägte damit den heute geläufigen Namen Botulinumtoxin, der sich aus den lateinischen botulus (Wurst) und toxin (Gift) ableitet.

Anfang des 20. Jahrhunderts konnten Botulinumtoxin-Untertypen (sogenannte „Serotypen“) unterschieden werden von denen in der Medizin nur Typ-A und geringem Ausmaß auch Typ-B eine Rolle spielen. Erst 1949 wurde der Wirkmechanismus von Botulinumtoxin (Blockierung der Botenstofffreisetzung aus den Nervenendungen) beschrieben.

Im Jahr 1980 wurde vom kanadischen Augenarzt Alan B. Scott erstmals der Einsatz von Botulinumtoxin zur Behandlung von Menschen (als Therapie des Schielens) publiziert.

Bereits 1989 wurde Botulinumtoxin von der FDA, der amerikanischen Zulassungsbehörde zur Behandlung von

Die kosmetische Einsatzmöglichkeit wurde zufällig – bei der Behandlung von Blinzelkrampfpatienten - entdeckt. Die Patienten berichteten über eine Entspannung der Gesichtsmuskulatur und Besserung der Gesichtsfalten.

Botox ist ein geschützter Markennahme für ein verschreibungspflichtiges Medikament, das Botulinumtoxin Typ A enthält.

Insgesamt sind in Österreich 3 Präparate mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin Typ A in medizinischer Verwendung:

Auch der Serotyp B wird in der Medizin eingesetzt und ist unter den Namen „Neurobloc“ erhältlich. Botulinumtoxin B konnte sich nicht gegen den Typ A durchsetzen. Es breitet sich im Behandlungsareal stärker aus. Die Wirkung setzt etwas früher ein, lässt aber auch schneller wieder nach. Derzeit wird Botulinumtoxin B vor allem dann angewandt, wenn Patienten eine Immunität gegen den Typ A entwickeln, was in ca 1-3% der Fälle passieren kann.

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